(hg) Wer Text und Vertonung von Carmina Burana zu nehmen vermag, wundert sich nicht, dass das Werk auch einmal in einem Kirchensaal aufgeführt wird: Strotzt es doch vor Lebensfreude und Vitalität, immer überschattet von der Einsicht in die Vergänglichkeit des irdischen Glücks – Themen, die in einer kirchlichen Umgebung zumindest nicht fremd sind.
So wurde denn auch in der gut besetzten römisch-katholischen Kirche Möhlin die Aufführung des Werks von Carl Orff mit einer Standing Ovation quittiert. Unter Anführung des römisch-katholischen Kirchenchors Möhlin traten der Kinderchor Lollipop der Musikschule Möhlin, der Theaterchor Winterthur, die Allschwiler Kantorei und der Chor Kultur & Volk Basel gemeinsam auf. Diesen grossen Projektchor und mit ihm die Solistin, die beiden Solisten und obendrein die Instrumentalisten hatte Dirigent Matthias Heep mit sicherer Hand durch eine anspruchsvolle Aufführung zum grossen Erfolg geführt. Einmal mehr bekam in Möhlin ein Kinderchor eine grosse Bühne und sang herzerwärmend seinen Part, auch in den Liedern von Ilse Weber, die ihrerseits Lichtblicke im Dunkel der Umstände ihrer Entstehung waren und unter der Hand des Komponisten Heep mit einem neuen Kleid gewürdigt wurden.
Dem Projektchor gelang es, dem Publikum die Carmina sowohl klanglich als auch rhythmisch in überzeugender Präzision zu vermitteln. Die Sopranistin Svea Schildknecht überraschte mit ihrer weichen Stimme und ihrem Ausflug in schwindelnde Höhen, während Reto Hofstetter mit seinem bühnenreifen Auftritt und den gezogenen Registern Ohren und Augen in Bann zog. Der Countertenor Julian Schmidlin verblüffte die Zuhörerschaft in der berühmten Sequenz mit dem grillierten Schwan. Durch den ganzen Abend hindurch waren die Instrumentalisten mal imponierend fordernde, mal zurückhaltend untermalende Begleiter; sie sorgten für ein Klangerlebnis, das die Orchesterfassung vergessen liess, die man im Ohr hat, wenn man in Filmen oder in der Werbung Zitaten aus Orffs Werk begegnet. Foto: zVg